Buchrezension
Flawed – Cecelia Ahern
Seiten: 401
Preis: 8,99 Euro
Der Inhalt:
The stunning YA debut from internationally bestselling author Cecelia Ahern.
Celestine North lives a perfect life. She’s a model daughter and sister, she’s well-liked by her classmates and teachers, and she’s dating the impossibly charming Art Crevan. But then Celestine encounters a situation in which she makes an instinctive decision. She breaks a rule and now faces life-changing repercussions. She could be imprisoned. She could be branded. She could be found FLAWED. In this stunning novel, bestselling author Cecelia Ahern depicts a society in which perfection is paramount and mistakes are punished. And where one young woman decides to take a stand that could cost her everything.
Der erste Satz:
I am a girl of definitions, of logic, of black and white.
Meine Meinung:
Von der YALC 2016 in London habe ich ›Flawed‹ mit nach Hause gebracht, eingewickelt in ein dickes, rotes Band. Es wurde gelesen, dann wieder in einen Koffer gepackt, um auf der Frankfurter Buchmesse 2016 von der Autorin signiert zu werden. Dann las ich es erneut, obwohl ich wusste, dass es mir wieder das Herz brechen würde. Mittlerweile liegt es in einem Umzugskarton, der handschriftlich gekennzeichnet wurde mit ›Meine liebsten Bücher‹, und wartet darauf, mit meinen anderen Lieblingen ausgepackt und in ein Regal gestellt zu werden. Bis es soweit ist, habe ich vielleicht sogar bereits den Folgeband ›Perfect‹ gekauft, der auf Deutsch bereits als Hardcover bei Fischer FJB erschienen ist und auf Englisch passend zu meinem Umzug im April 2017 herauskommen wird.
›Flawed‹ ist der erste Jugendroman von Cecelia Ahern. Und nicht nur das, es ist außerdem eine Dystopie, also gleich doppelt anderes Genre für die Bestseller-Autorin, die vielen durch ihre gefühligen Belletristiktitel, u.a. ›P.S.: Ich liebe dich‹, ›Für immer vielleicht‹ und ›Zeit deines Lebens‹ bekannt ist. Dennoch ist Cecelia Ahern mit ›Flawed‹ ein Buch gelungen, das mit großen Gefühlen und einem realistischem Setting punktet, einen packt und von Anfang bis Ende mitfiebern lässt, einen in den Kopf und in das Herz von Protagonistin Celestine North mitnimmt und ganz nah dran ist an der Zielgruppe.
Celestine ist 17 Jahre und lebt in einer Welt, in der Perfektion alles ist, dessen System aber auf so vielen Leveln fehlerhaft ist, dass man aufgrund dieses Paradoxon beim Lesen mancher Passagen am liebsten die Augen zusammengekniffen und sie umgeschrieben hätte. Einfach, weil sie so nie hätten passieren dürfen. Mit Celestine schafft Cecelia Ahern ihren Lesern eine Protagonistin, die vernünftig ist, eine Mathematikerin, eine Denkerin, der die Regeln ihrer Gesellschaft, ihre Gerichtsverfahren und Strafen stets logisch und richtig erschienen. Sie selbst ist ein Musterbeispiel einer perfekten Bürgerin, in Richter Crevan sieht sie eine zweite Vaterfigur, zu der sie aufsehen kann und mit dessen Sohn als festem Freund ihr eine glorreiche Zukunft bevorsteht. Doch dann kommt der Moment, als Zweifel in ihrem Kopf aufkeimen und diesen für einen Moment ausschalten, sodass ihr Herz die Führung übernimmt und etwas tut, das in unserer Realität das normalste und menschlichste der Welt ist, in Celestines Welt aber eine Gerichtsverhandlung und den grauenvollsten Beschluss überhaupt nach sich zieht. Plötzlich ist sie eine Ausgestoßene, mehrfach gebrandmarkt, Richter Crevan ihr Feind und es gibt neue Regeln, denen sie sich eigentlich nicht beugen möchte, weil sie ganz und gar nicht logisch sind. Es ist also an ihr, sich neue Freunde und Verbündete zu suchen, ihre Popularität zu nutzen und sich in dieser brutalen, falschlaufenden Welt eine Stimme zu verschaffen, zu mehr Fehlern, mehr Menschlichkeit und Mitgefühl aufzurufen und etwas zu ändern. Oder?
Celestine ist jedoch keine Heldin, die sofort das Mikrofon an sich reißt und eine spontane Rebellion startet, nein, Celestine ist unsicher und verletzt und stets darauf bedacht, alles lieber noch einmal zu überdenken, bevor sie wieder den falschen Leuten vertraut, wieder einen Fehler begeht. Das machte sie für mich beim Lesen unglaublich zugänglich. Die Ich-Perspektive, der geschickt gespannte Spannungsbogen und der jugendliche Schreibstil, aus dem man den unvergleichlichen Ahern-Ton aber herausliest, taten ihr Übriges, um weiter, immer weiter lesen zu wollen.
Mir hat Cecelia Ahern mit ›Flawed‹ definitiv beweisen können, dass sie mehr kann als wunderschön geschriebene Romane fürs Herz. Dieses Buch ist zum Weinen und zum Weinen schön.
Fazit:
Mit ›Flawed‹ ist es Bestseller-Autorin Cecelia Ahern gelungen, ein perfektes, dystopisches Jugendbuch zu schreiben, dessen Fortsetzung ich herbeisehne wie aktuell keine andere. Hier stimmt einfach alles: Der jugendlich-nachdenkliche Ton, das realistische Setting, interessante Konflikte, ein Hauch von Liebe und eine Heldin, die echt wirkt und mit der man von Anfang bis Ende mitleidet, mitfühlt, mitbrennt.
Bewertung:
6 von 6 ganz und gar perfekten Regentropfen.
Huhu liebe Stefanie,
deine Worte und die 6 Regentropfen kann ich so gut verstehen! Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Geschichte denke. Ich fand die Geschichte gar nicht unbedingt neu, aber so nah am Leser, so ausdrucksstark, dass ich völlig gebannt (und nicht selten geschockt) gelesen habe. Leider darf das Buch bei mir nicht bleiben, denn zum perfekten Leseerlebnis gehört dann doch die ganze Reihe, also zwei. Aber okay, das ist ja zum Glück Geschmackssache.
Grüße dich lieb,
Damaris
Ich habe schon gelesen, dass du von Band 2 nicht mehr so begeistert warst, aber ich wollte mich noch nicht zu sehr spoilern lassen und lass das Leseerlebnis unvoreingenommen auf mich zukommen. Ich hoffe sehr, dass mich die Fortsetzung ebenso mitreißen kann. Ich melde mich zurück, sobald ich ausgelesen habe. 🙂
Da würde ich mich auch nicht spoilern lassen … und viele finden auch Band 2 klasse. Ich würde sehr neugierig wie es dir dann gefällt und behalte das mal im Auge 🙂
Ich habe letztens in der „Psychologie heute“ einen Artikel darüber gelesen, wie die Autoren im Jugendbuchsektor immer seltener „klassische Helden“ schreiben, sondern „kaputte Helden“ (sie nannten es „Sick-Lit“). Das könnte auf dieses Buch auch passen. Ich finde es ein spannendes Phänomen. Und Dystopien sind sowieso toll 😉
Danke für die Rezension!